José Marcial Rodríguez, der seit 2023 Tourismusminister der Regionalregierung von Mallorca ist, leitet eine Umstrukturierung des Tourismusmodells der Insel. Sein Ziel: Ordnung, Nachhaltigkeit und Zusammenleben. In diesem Interview erläutert er die wichtigsten Punkte des intensiven Kontrollplans gegen illegale Tourismusangebote, der durch Mittel aus der Steuer für nachhaltigen Tourismus und durch die Zusammenarbeit mit Plattformen, Gemeinden und Bürger unterstützt wird.
Wie würden Sie die aktuelle Situation auf Mallorca in Bezug auf illegale Tourismusangebote beschreiben?
Seit unserer Ankunft haben wir einen Plan mit vier Schwerpunkten umgesetzt: Vereinbarungen mit digitalen Plattformen, Umstrukturierung des Kontroll- und Sanktionsdienstes, Zusammenarbeit mit den Gemeinden und Koordination mit der Steuerbehörde. Wir haben die Kontrolle in zwei Teams aufgeteilt: Das eine kontrolliert das reguläre Angebot, bei dem es zu Unregelmäßigkeiten kommen kann und das andere konzentriert sich ausschließlich auf Angebote ohne jegliche behördliche Genehmigung.
Welche Rolle spielte die Steuer für nachhaltigen Tourismus in diesem Plan?
Sie war entscheidend. Dank ihr verfügen wir über 4 Millionen Euro für die Jahre 2025, 2026 und 2027. Mit diesen Mitteln haben wir das Team um zehn weitere Inspektoren – auf insgesamt 30 – sowie um Juristen, Verwaltungsfachleute und einen Informatiker verstärkt. Außerdem haben wir die Arbeit mit Tablets, Software und Programmen modernisiert, um die Verhängung von Sanktionen zu beschleunigen. Die Sanktionen wurden zudem verdoppelt und belaufen sich nun auf bis zu 80.000 Euro. All dies ist notwendig, da wir festgestellt haben, dass zwischen 35 % und 40 % der Anzeigen auf Plattformen illegale Angebote sind.
Welche konkreten Fortschritte haben Sie mit den Plattformen und anderen Institutionen erzielt?
Der erste große Schritt ist die Vereinbarung mit Airbnb: Ab dem 15. Oktober werden alle Anzeigen, die nicht in unserer Datenbank enthalten sind, entfernt. Wir tauschen Informationen mit der Steuerbehörde aus, damit die Protokolle gut dokumentiert sind und jeder Anfechtung standhalten. Und mit der Stadtverwaltung von Palma haben wir bereits begonnen, mit der örtlichen Polizei zusammenzuarbeiten. Das Ziel ist es, dieses Modell auf die übrigen Gemeinden auszuweiten.
Was ist das Hauptziel des Plans?
Illegale Angebote vom Markt zu nehmen. Das tun wir auf verschiedene Weise: indem wir Anzeigen entfernen, die Effizienz der Verwaltung verbessern und mit Stadtverwaltungen und der Steuerbehörde zusammenarbeiten. Es geht darum, eine klare Abschreckungsbotschaft zu senden: Man kann nicht mehr einfach machen, was man will. Nur wenn wir die nicht genehmigten Unterkünfte aus dem Verkehr ziehen, werden wir das legale Angebot verbessern und höhere Qualitätsstandards durchsetzen können. Das wird eine bessere Segmentierung des Marktes und die Gewinnung eines verantwortungsbewussten Tourismus ermöglichen.
Warum ist es so wichtig, illegale Angebote zu bekämpfen?
Weil sie alles verzerren. Heute werden viele soziale Probleme dem Tourismus angelastet: zum Beispiel Wohnraum, Flächenverbrauch oder Mobilität. Und ein Großteil dieser negativen Wahrnehmung kommt von den nicht lizenzierten Angeboten. Mallorca hat kein Problem der Nachfrage, sondern ein Problem mit der Verwaltung des Angebots. Wenn wir das Illegale aus dem Verkehr ziehen, werden wir das Legale regeln, das Zusammenleben zwischen Einwohnern und Besuchern verbessern und die Insel als Lebensraum und Reiseziel schützen können.
Auf welche Schwierigkeiten stoßen Sie in der Praxis?
Auf mehrere. Die Aufdeckung hat sich stark verbessert, aber die Verwaltungsverfahren sind langwierig. Deshalb haben wir Maßnahmen wie die sofortige Einstellung der illegalen Tätigkeit eingeführt. Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass diejenigen, die illegal handeln, sehr schnell sind: Sie ändern die Zeit der Veröffentlichung, um Kontrollen zu umgehen. Das ist jetzt nicht mehr so einfach für sie, da wir die Plattformen jeden Monat überprüfen. Außerdem haben wir zuvor verstreute Dienste vereinheitlicht, was uns mehr Effizienz und Flexibilität verschafft.
In diesem Sommer war von 3.000 geplanten Kontrollen die Rede. Wie läuft der Plan?
Er ist in vollem Gange. Die Bemühungen konzentrieren sich zu 80 % auf illegale Angebote und zu 20 % auf legale. Wir haben immer mehr Einheiten unter dem Radar und mehr Personal, um zu handeln. Die Priorität liegt darauf, effizient zu sein und ein klares Signal zu senden: Die Toleranz gegenüber Betrug ist vorbei.
Welche Rolle spielen die Gemeinden und die privaten Eigentümer bei dieser Kontrolle?
Die Bürger sind der Schlüssel: Wir haben eine Kampagne mit der Botschaft „Der beste Weg, unsere Kultur zu schützen, ist, keine illegalen Vermietungen zu tätigen“ gestartet. Wir haben ein Callcenter, das mehr als tausend Anrufe pro Monat entgegennimmt und leiten diese Meldungen an die Inspektoren weiter. Wir arbeiten mit den Gemeinden zusammen, damit die örtliche Polizei mitwirkt, insbesondere bei der Überprüfung, ob die Einstellung der Tätigkeit eingehalten wird und bei der Verhängung von Zwangsstrafen, wenn dies nicht der Fall ist. Wenn nötig, können wir sogar wegen Ungehorsamkeit die Staatsanwaltschaft einschalten.
Wie stellen Sie sich den Tourismus auf Mallorca in zehn Jahren vor?
Ich hoffe auf einen Tourismus, der mit den Einwohnern in Einklang steht. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Bevölkerung von Mallorca seit dem Jahr 2000 um 46 % gewachsen ist und weiterwachsen wird. Das bedeutet Druck, aber auch Chancen. Ich würde mir ein Modell wünschen, bei dem der Tourismus weiterhin als ein sozialer Motor fungiert, jedoch innerhalb eines nachhaltigen und diversifizierten Rahmens, in dem Sektoren wie die Technologie an Bedeutung gewinnen. Die Zukunft liegt darin, das Zusammenleben gut zu gestalten und den Tourismus als Hebel zu nutzen, um die gesamte Wirtschaft der Inseln zu verbessern.
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